Aus dem klassizistischen »Schweikelschen Haus« von 1815 entsteht der Friedrichsbau, ein fünfstöckiges pompöses Jugendstilgebäude in dem ein prunkvoller Theatersaal mit 800 roten samtbezogenen Plätzen eingerichtet wird.
Das Friedrichsbau Theater wird unter der Leitung des Wiener Theaterdirektors Martin Klein eröffnet.
Unter der Leitung von Ludwig Grauaug erblüht das Friedrichsbau Theater zu einer der renommiertesten „Spezialitätenbühnen“ Deutschlands. Internationale Stars wie Josephine Baker, Enrico Rastelli, die Tiller Girls und der unvergessliche Grock treten in den kommenden 30 Jahren in Stuttgart auf.
Während des Ersten Weltkrieges kommt die Stuttgarter Institution nicht ins Wanken. Die Zuschauer strömen in den Friedrichsbau – der Bedarf an Amüsement und Ablenkung ist enorm hoch.
Wegen Umbau schließt das Friedrichsbau Theater seine Pforten. Ludwig Grauaug legt gleichzeitig sein Amt nieder und »zieht sich ins Privatleben zurück«, so der Schwäbische Merkur. Es liegt jedoch nahe anzunehmen, dass er seiner jüdischen Herkunft wegen dem politischen Druck nachgegeben hat.
Willy Reichert übernimmt die künstlerische Leitung und steht selbst unzählige Male mit Oskar Heiler auf der Bühne. Diese beiden schwäbischen Originale werden als »Häberle und Pfleiderer« zur Institution und sind weit über Stuttgarts Grenzen bekannt.
Das Friedrichsbau Theater ist nun im 40sten Jahr seines Bestehens und gibt eine glanzvolle Gala. »Das Programm, das man aus Anlass des Jubiläums sah, war glanzvolle Varietékunst, Beweis des hohen künstlerischen und artistischen Niveaus.«, wird das Haus von der damaligen Presse honoriert.
Um den neuesten »Feuervorschriften« gerecht zu werden, wird das Theater erneut wegen Umbaus geschlossen. Mathea Merryfield sorgt mit ihrem Auftritt im Wiedereröffnungsprogramm für Furore. Große Künstler wie Karl Valentin, Marita Gründgens, um nur einige zu nennen, tragen zum großen Ansehen des Friedrichsbaus bei.
Das Friedrichsbau Theater erleidet schwere Kriegsschäden. Alle Versuche, das Gebäude wieder herzustellen, schlagen fehl und der Spielbetrieb muss eingestellt werden.
In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli brennt das Theater nach einem schweren Bombenangriff vollkommen aus. Alle Rettungsversuche sind vergeblich, die Schäden sind zu groß.
Im Jahre 1955 wird das Haus schließlich zu Gunsten einer Straßenerweiterung dem Erdboden gleich gemacht. Dies ist zunächst das Ende eines der besten Varietétheater Europas.
An historischer Stelle, im Herzen Stuttgarts, lässt die L-Bank einen großen Neubau entstehen, den Friedrichsbau.
Am 24. Februar 1994 öffnet das neue Friedrichsbau Varieté seine Pforten mit der Premiere des Programms „Kapriolen des Varietés“ unter der Regie von André Heller. Oscar Heiler, den die neue Geschäftsführerin Gabriele Frenzel für diesen Abend auf die Bühne holt, wird mit stehenden Ovationen empfangen.
Bernhard Paul, künstlerischer Leiter des Friedrichsbau Varietés und Circus Roncalli-Direktor, holt junge Talente und sagenhafte Stars nach Stuttgart, um seine phantasievollen Shows zu inszenieren: Fingerflinke Magier treffen auf freche Comedians, begnadete Internationale Künstler und Artisten wie Max Raabe, die Kessler Zwillinge, Robert Kreis, Topas, Vis Versa, die Thuranos, Arabeske und viele mehr sind hier fortan zu Hause.
Das Friedrichsbau Varieté ist mittlerweile wieder ein wichtiger Bestandteil der attraktiven Kulturlandschaft in Stuttgart und Umgebung und zählt zu den renommiertesten Varietébühnen Deutschlands.
Gabriele Frenzel, ihr Team und die Artisten haben mit großem Engagement und Phantasie dem Friedrichsbau Varieté wieder eine Seele gegeben. Und am 24. September 2004 begrüßt Frau Frenzel die Millionste Besucherin.
Der Regisseur Ralph Sun übernimmt die künstlerische Leitung und führt erstmals mit der Show „Revue der Elemente“ die alleinige Regie, die er dann in den kommenden Produktionen fortsetzt. Mit seinen innovativen Ideen wagt er einen Sprung nach vorne und holt die Varietékunst an den Puls der Zeit.